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Stiller Erfolgsgarant: Wie Eltern und Umfeld mentale Stärke fördern

Als Roman Mityukov bei den Olympischen Spielen 2024 zu Bronze schwamm, sprach er nicht nur über seinen Trainingsfleiss und seine Zielstrebigkeit. Er sprach von seinen Eltern. Von Unterstützung ohne Druck. Von Vertrauen statt Kontrolle. Und davon, wie entscheidend genau das für seinen Erfolg war.

Diese Geschichte ist kein Einzelfall. Im Schatten jeder Medaille, jedes Pokals und jeder Bestzeit steht ein Umfeld – und ganz besonders: die Familie.


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Eltern: Mentale Architekten in der frühen Leistungsentwicklung

In der Entwicklungspsychologie spricht man vom sogenannten „sozialen Referenzieren“: Kinder orientieren sich an der emotionalen und bewertenden Rückmeldung nahestehender Bezugspersonen. Wer hier positive Verstärkung, Geduld und echtes Interesse erfährt – und nicht Leistungsdruck oder Erwartungshaltungen –, entwickelt eher ein gesundes Selbstwertgefühl und intrinsische Motivation.

Der Sportpsychologe Dr. Michele Ufer beschreibt in seinen Interviews und Publikationen eindrücklich, dass mentale Stärke nicht angeboren ist, sondern sich über „ein Set von Einstellungen und Fähigkeiten“ entwickelt, die trainierbar sind. Eltern spielen dabei die Rolle des „unsichtbaren Coaches“, der durch Haltung, Kommunikation und Vorbildwirkung entscheidend aufbaut – oder blockiert.


Druck macht eng – Vertrauen macht stark

Die Selbstbestimmungstheorie von Deci & Ryan (2000) zeigt deutlich: Athleten entfalten ihre Potenziale am besten, wenn drei psychologische Grundbedürfnisse erfüllt sind:


  1. Autonomie – das Gefühl, eigene Entscheidungen treffen zu dürfen.

  2. Kompetenz – das Erleben von Wirksamkeit und Fortschritt.

  3. soziale Eingebundenheit – also emotionale Unterstützung.


Mityukovs Eltern lebten diese Theorie – ohne sie vermutlich zu kennen. Sie „akzeptierten alles“ und „vertrauten“ ihm, so der Schwimmer. Genau diese elterliche Haltung wirkt wie ein mentales Sicherheitsnetz. Der Athlet darf scheitern, lernen und wachsen – frei von Angst, Liebe oder Anerkennung zu verlieren.


Studie: Was erfolgreiche Athleten gemeinsam haben

Eine vielzitierte Studie von Gould et al. (2002) zu Olympiateilnehmern identifizierte mehrere gemeinsame Merkmale mental starker Sportler – ein Aspekt war besonders auffällig: Ein unterstützendes soziales Umfeld ohne übermässigen Druck war fast durchgehend vorhanden. Die Autoren betonen, dass Eltern, Trainer und Freunde durch emotionale Unterstützung, realistische Zielsetzungen und Förderung der Selbstregulation entscheidende Faktoren für Spitzenleistungen sind.


Junge Athleten entfalten ihre Potenziale am besten, wenn die drei psychologischen Grundbedürfnisse Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit gedeckt sind.

Was Eltern konkret tun können

  • Den Menschen sehen, nicht nur die Leistung. Fragen wie: „Wie war dein Gefühl im Wettkampf?“ statt: „Wie vielter bist du geworden?“ öffnen emotionale Räume.

  • Vertrauen schenken. Mityukovs Eltern „hielten sich teils zurück“, weil sie wussten, dass ihr Sohn den Sport besser versteht. Diese Selbstbegrenzung ist Ausdruck von Stärke – nicht von Desinteresse.

  • Fehler zulassen. Kinder lernen aus Misserfolgen. Wer jedes Scheitern überbewertet oder kritisiert, zerstört Resilienz. Wer hingegen sagt: „Du hast dich getraut, das ist mutig!“, fördert mentale Stärke.

  • Prozess statt Ergebnis loben. Wer auf Prozessziele fokussiert („Du bist drangeblieben und hast dich verbessert!“), statt auf Ergebnisziele („Du musst gewinnen!“), reduziert Leistungsdruck und erhöht Flow-Momente.


Fazit: Das Umfeld ist der Nährboden der mentalen Stärke

Die Geschichte von Roman Mityukov erinnert uns daran: Mentale Stärke wächst leise. Im Alltag. In Gesprächen am Abendbrottisch. Im ehrlichen Interesse, im Zuhören, im Dasein. Eltern und Umfeld sind keine Nebendarsteller im Sport – sie sind entscheidende Mitgestalter im psychischen Fundament der jungen Athleten.

Wirklich starke Leistungen beginnen nicht im Kraftraum. Sie beginnen im Kopf – und im Herzen. Und genau da haben Eltern ihren Platz.



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 Quellen & Studien

  • Deci, E. L., & Ryan, R. M. (2000). The "what" and "why" of goal pursuits: Human needs and the self-determination of behavior. Psychological Inquiry, 11(4), 227–268.

  • Gould, D., Dieffenbach, K., & Moffett, A. (2002). Psychological characteristics and their development in Olympic champions. Journal of Applied Sport Psychology, 14(3), 172–204.

  • Ufer, M. (2019). Interview: Mentalität – was ist das überhaupt? [laufendessen.de]


 
 
 

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